Ein Brauch unserer Urahnen
Das Blochziehen ist einer der ältesten Tiroler Bräuche, der mit Fasching oder Karneval nicht zu vergleichen ist. Es ist echte Tiroler Fasnacht, ein zum Glück noch erhaltener Rest der Frühjahrs- und Fruchtbarkeitsfeste unserer Ahnen.
Daß diese Nacht vor dem Frühjahr unseren Ahnen besonders heilig war, mag jeder ahnen, der sich vorstellen kann, wie stark der Winter den Menschen früher zu schaffen gemacht hat.
Die religiösen Hauptfeste der Urzeitmenschen fallen daher in das anbrechende Frühjahr. Sie sollten die guten Götter der Sonne, des Wachstums und der Fruchtbarkeit gegen die bösen Dämonen des Todes, des Winters und des Verderbens stärken.
Zur Zeit der Napoleonischen Kriege
wurde das Blochziehen in Fiss nicht mehr durchgeführt. Erst 1909 bei der Jahrhundertfeier 1809 – 1909 zum Gedenken an die Tiroler Freiheitskämpfe besann besann man sich wieder auf die alten Bräuche und Traditionen der Urahnen.
Nach der Jahrhundertfeier der Tiroler Freiheitskämpfe 1809 – 1909
Paul Illmer z. B. zitiert in seiner Blochziehen-Festschrift einen alten Fisser – „Hackls Joseppe-Lois" – Josef Alois Geiger, der der Überzeugung war, dass das Blochziehen in Fiss zur Zeit der Napoleonischen Kriege nicht mehr durchgeführt wurde.
Das frühere Komiteemitglied Siegfried Krismer erzählt: „Erst 1909, zur Jahrhundertfeier der Tiroler Freiheitskämpfe, entsann man sich der früheren Übung und führte das Blochziehen so durch, wie es sich durch mündliche Überlieferung erhalten hatte. Da diese Überlieferung zu jener Zeit noch sehr lebendig war, ließ sich die Tradition in Fiss wahren. Mein Vater, Johann Krismer, hat mir erzählt, er könne sich erinnern, dass um 1910 eine Hütte durchs Dorf gezogen wurde. Die Maschgerer zogen an seinem Geburtshaus oberhalb der Kirche vorbei. Er selbst beteiligte sich später einmal als Mohrele an der Fasnacht."
Blochziehen 1921
Während des Zweiten Weltkrieges
gab es aus verständlichen Gründen in Fiss kein Blochziehen. Der heute im Kaunertal (Wallfahrtsort Kaltenbrunnen) lebende Fisser Geistliche Hubert Rietzler erinnert sich: „Meine fünf Brüder und ich haben als Buben zur Kriegszeit einmal im alten Schulhaus in den oberen Räumen alte Fasnachtsmasken entdeckt.
Wir wussten natürlich wenig von der Fasnacht, haben aber die Masken genommen, sie aufgesetzt und sind dann im Dorf herumgesprungen und haben die Leute erschreckt." Bis die „Maschgerer" der alte Schützenhauptmann „Hackls Joseppe-Franz" (Franz Josef Geiger) entdeckte. Hubert Rietzler: „Der hat uns aufgehalten und zusammengestaucht. Auf der Stelle mussten wir die Larven wieder zurück ins Schulhaus tragen."
Das erste Blochziehen nach dem Krieg gab es 1949
In Tirol findet das Blochziehen wieder in mehreren Orten des Oberen Inntales statt.
Besonders berühmt geworden ist jedoch das Blochziehen in Fiss, da die Fisser diesen Brauch sehr pflegen und ihn immer, höchstens mit kurzen Unterbrechungen, weitergeführt haben.
Ursprünglich von den Erwachsenen alle vier Jahre mit großer Anteilnahme zelebriert, wird dieser Brauch bereits seit einem halben Jahrhundert aber auch von den Kindern im zweijährigen Rhythmus beim Fisser Kinderblochziehen aufgegriffen – ganz nach dem Vorbild der Großen.
„Iatz geats los!" heißts dann im Dörfchen Fiss für ca. 60 Kinder und Jugendliche, die tanzend mit bunten Masken und lautem Geschrei durch den Ort ziehen. Neben dem Bösen wird hierbei dem langen Winter der Garaus gemacht und die jungen Teilnehmer werden nach monatelangen Vorbereitungen zu ganz großen Akteuren, zu Zwergelen, Hexen und Bären mit kunstvoll geschnitzten Holzmasken.